• Sa. Apr 20th, 2024

Russische Erdgaslieferungen an Polen eingestellt

Ein Gasdruckmessgerät der Gasverdichterstation im Dorf Mryn, etwa 130 km von Kiew, Ukraine. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Roman Pilipey/EPA/dpa)

Russland hat wie angekündigt seine Erdgaslieferungen an Polen eingestellt. «Seit Mittwochmorgen fließt kein russisches Gas mehr durch die Jamal-Pipeline, der Hahn wurde zugedreht», sagte Polens Klimaministerin Anna Moskwa im öffentlich-rechtlichen polnischen Radio.

Auch der russische Energiekonzern Gazprom bestätigte, kein Gas mehr nach Polen und Bulgarien zu liefern und mit weiteren Lieferkürzungen gedroht, sollten sich beide Länder am Transitgas bedienen. Gazprom habe die Lieferungen eingestellt, weil die Gasunternehmen nicht rechtzeitig in Rubel gezahlt hätten, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.

Darüber hinaus warnte Gazprom Polen und Bulgarien, russisches Gas anzuzapfen, das über ihr Territorium an andere Länder geliefert wird. «Bulgarien und Polen sind Transitländer. Wenn sie unerlaubt russisches Gas aus den Transitmengen für Drittländer entnehmen, werden die Transitlieferungen in dieser Höhe gesenkt.»Polen will Erdgas nicht wie von Russland gefordert in Rubel bezahlen. Der polnische Erdgaskonzern PGNiG sieht in der Entscheidung einen Bruch bestehender Verträge. Er will Schadenersatz wegen Vertragsbruch fordern. Nach Deutschland ist über die Jamal-Pipeline zuletzt meistens kein Gas aus Russland geflossen.

Deutsche Gasversorgung weiter gewährleistet

Die Bundesnetzagentur betont, dass die Gasversorgung in Deutschland aktuell gesichert sei. «Wir beobachten die Lage genau. Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist derzeit weiter gewährleistet», sagte ein Behördensprecher am Mittwochmorgen in Bonn.

Der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff rechnet nach dem Gaslieferstopp Russlands nach Polen und Bulgarien in Zukunft auch mit so einem Schritt für Deutschland. «Sobald wir uns dem Punkt nähern, an dem wir von russischen Lieferungen unabhängig sind, muss man mit so etwas rechnen, mit solchen politischen Gesten», sagte Lambsdorff am Mittwoch im Deutschlandfunk. «Wir sollten uns aber davon nicht einschüchtern oder gar nervös machen lassen. Wir sind sowieso auf dem Weg, uns von diesen Lieferungen zu verabschieden.»

So sei bereits ein Kohleembargo beschlossen, sagte der Bundestagsabgeordnete. Für Öl und Gas fahre Wirtschaftsminister Robert Habeck um die Welt, um andere Quellen zu erschließen. «Und die Frage ist dann in der Tat: Ist es nicht ein Hinterherrufen einiger Parolen, hinter Kunden, die ohnehin den Laden verlassen», fragte Lambsdorff.