Die schwache Wirtschaftslage macht Deutschlands führenden Börsenunternehmen weiterhin schwer zu schaffen. In den ersten neun Monaten schrumpfte der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) der 100 umsatzstärksten Konzerne auf 102 Milliarden Euro – ein Minus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das geht aus einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Gut jedes zweite Unternehmen erwirtschaftete den Angaben nach weniger Gewinn als ein Jahr zuvor. Damit setze sich der Negativtrend fort. Es handle sich um den dritten Gewinnrückgang in Folge, hieß es. 

Beim Umsatz zeigt sich hingegen erstmals seit zwei Jahren wieder ein leicht positives Signal. Der Gesamterlös der Top-100-Unternehmen stieg um 0,6 Prozent auf rund 1,55 Billionen Euro. Das Wachstum lag aber unter der aktuellen Inflationsrate. Immerhin: 58 Prozent der Unternehmen steigerten ihre Erlöse.

EY-Experte Jan Brorhilker teilte mit: «2025 war ein weiteres Krisenjahr für die deutsche Wirtschaft». Die Konjunktur schwächele, geopolitische Konflikte und die US-Handelspolitik sorgten für Zurückhaltung bei Investitionen. Außerdem drängten zunehmend chinesische Firmen auf den Weltmarkt, was zusätzlichen Wettbewerbs- und Kostendruck bedeute. «Gerade die stark exportorientierten deutschen Industrieunternehmen hatten es im Jahr 2025 nicht leicht.»

Konzerne stehen bei Neueinstellungen auf der Bremse

Auch am Arbeitsmarkt hinterlässt die angespannte Lage demnach Spuren. Bei 39 der untersuchten Unternehmen sank die Mitarbeiterzahl, 47 meldeten einen Anstieg der Beschäftigung. Der Rest machte keine Angaben. In Summe gingen von Januar bis September rund 17.500 Jobs verloren, ein Minus von 0,4 Prozent auf insgesamt rund 4,24 Millionen Beschäftigte weltweit. Seit 2023 sank die Beschäftigtenzahl damit insgesamt um ungefähr 100.000 Stellen. Größter Arbeitgeber bleibt Volkswagen mit rund 633.000 Beschäftigten vor der DHL Group (etwa 537.000 Beschäftigte) und Siemens (etwa 318.000 Beschäftigte).

Bei Neueinstellungen stünden viele Top-Konzerne auf der Bremse. Vor allem in der Verwaltung werden Stellen abgebaut – gerade im Inland, wie Brorhilker erklärte. «Dabei sehen wir auch Auswirkungen der zunehmenden Implementierung von KI-Technologien. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt dürfte angespannt bleiben, gerade für Berufseinsteiger.»

Autobauer trotz herber Abstriche weiter an der Spitze

An der Spitze des Umsatzrankings stehen wie in den Vorjahren die Autobauer Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz. An den Zahlen zeigt sich aber auch die Krise der deutschen Kernbranche: Der Gesamtumsatz der drei Konzerne sank im Vorjahresvergleich zwar nur um zwei Prozent auf rund 437,2 Milliarden Euro. Der Gewinn im Tagesgeschäft sackte in den ersten neun Monaten hingegen um 46 Prozent auf rund 17,8 Milliarden Euro ab, wobei die Zahlen je nach Hersteller unterschiedlich stark zurückgingen. 

Noch stärker traf es die Top-Chemiekonzerne mit einem Gewinneinbruch um 71 Prozent. Deutlich besser entwickelte sich dagegen der Technologiesektor. IT-Firmen konnten ihren Gewinn nahezu verdoppeln, auch der Gesundheitssektor verzeichnete mit einem Plus von 40 Prozent ein kräftiges Gewinnwachstum. In der Liste der profitabelsten Unternehmen liegt die Telekom an der Spitze: Der Konzern erzielte in den ersten neun Monaten einen operativen Gewinn von 19,4 Milliarden Euro (plus neun Prozent). Es folgen Siemens, BMW und SAP.

Die verschiedenen Krisen träfen die Unternehmen unterschiedlich stark. «Der Finanzbranche geht es relativ gut, Technologieunternehmen ebenfalls, die Rüstungsbranche boomt», teilte Brorhilker mit. Viele hätten außerdem in den vergangenen Jahren ihr Geschäftsmodell transformiert, sich grundlegend neu aufgestellt und sich teils auch neuen Märkten zugewandt. 

Tal der Tränen durchschritten?

Trotz der schwierigen Ausgangslage blickt Brorhilker vorsichtig optimistisch in die Zukunft. «Von der deutschen Autoindustrie gab es im Jahr 2025 vor allem schlechte Nachrichten. Aber die strategische Neuausrichtung und starke neue Modelle auch und gerade im Elektrosegment bieten durchaus Chancen, dass das Tal der Tränen bald durchschritten sein wird», teilte er mit. 

Zum Wachstumsmotor werde die deutsche Industrie aber wohl auch im neuen Jahr nicht. Diese Rolle komme weiter anderen Branchen zu, beispielsweise dem Technologiesektor, so Brorhilker. «Eine Beruhigung der geopolitischen Lage, verbunden mit dem Investitionspaket der Bundesregierung könnte aber eine konjunkturelle Trendwende einleiten, von der viele Branchen profitieren dürften.»