Während der Hype um die Aktien des Videospielhändlers Gamestop zu Wochenbeginn nachließ, entwickelte sich ein Edelmetall verstärkt zum Spekulationsobjekt am Finanzmarkt.
Am Vormittag stieg die Notierung für eine Feinunze (31,1 Gramm) Silber erstmals seit Anfang 2013 über die Marke von 30 US-Dollar. Der starke Preisanstieg setzte bereits am vergangenen Donnerstag ein und hat mittlerweile ein Ausmaß von etwa 15 Prozent erreicht.
Wie zuvor bei den heiß gehandelten Aktien angeschlagener Firmen wie Gamestop oder der Kinokette AMC führen Marktbeobachter die Kursrally maßgeblich auf konzertierte Käufe von Privatanlegern zurück, die sich in Internetforen organisieren. Angetrieben von Hobby-Spekulanten auf der Onlineplattform Reddit waren die Aktien von Gamestop, AMC und einigen anderen Unternehmen zuletzt extrem in die Höhe geschossen. Auch die Papiere von Varta erwiesen sich als Spielball. Sie waren in der Vorwoche zeitweise um über ein Drittel nach oben geschossen waren, rutschten am Montag aber wieder ab.
Durch die enorme Kursrally erlitten einige große Hedgefonds, die gegen Gamestop und Co. gewettet hatten, hohe Verluste. Einer davon, auf den sich die Reddit-Community stark eingeschossen hat, ist Melvin Capital. Dessen verwaltetes Vermögen sank nach Informationen des «Wall Street Journal» im Januar zeitweise um mehr als die Hälfte – vor allem wegen der gescheiterten Wette gegen Gamestop. Nach einer Finanzspritze von anderen Hedgefonds verfüge Melvin Capital inzwischen aber wieder über Mittel von rund 8,0 Milliarden Dollar.
Ob die Erfolgsaussichten für die Reddit-Gemeinde beim Silber ähnlich groß sind wie bei Gamestop und Co, muss sich allerdings erst zeigen. Nach Einschätzung von Experte Howie Lee von der OCBC Bank dürfte es hier etwas schwieriger werden, da der Silbermarkt wesentlich größer und liquider sei. Allerdings sehe es derzeit so aus, als ob die Community den Schwung am Markt auf ihrer Seite habe, sagte Lee dem Finanzdienst Bloomberg. Anders als Unternehmen wie Gamestop steht Silber aber ohnehin schon länger relativ hoch im Kurs und legte in den vergangenen zwölf Monaten bereits um über 60 Prozent zu.
Bei Gamestop sah es zum Wochenstart im vorbörslichen Handel noch recht ruhig aus, doch später ging es mit der Aktie dann deutlich bergab. Nach der spektakulären Vorwoche, als die Papiere insgesamt um rund 400 Prozent und allein am Freitag um 68 Prozent zulegten, fiel der Kurs um über 25 Prozent. Die umstrittenen Handelsbeschränkungen des bei US-Kleinanlegern beliebten Online-Brokers Robinhood dauern indes an. Nutzer dürfen weiterhin nur eine bestimmte Zahl an Wertpapieren von Unternehmen wie Gamestop, AMC, Blackberry oder Nokia kaufen.
Robinhood teilte mit, weitere 2,4 Milliarden Dollar bei Investoren eingesammelt zu haben. Inklusive einer Finanzspritze vom Freitag beliefen sich die zuletzt neu eingeworbenen Mittel damit nun auf 3,4 Milliarden Dollar, erklärte das US-Unternehmen im Firmen-Blog. Robinhood steht angesichts des jüngsten Spekulationsbooms unter erhöhtem Druck, Sicherheiten für das massiv angestiegene Handelsvolumen zu besorgen, das über die App abgewickelt wird.
Mit Neel Kashkari äußerte sich am Montag zudem ein ranghoher Vertreter der US-Notenbank Fed zu den Börsenturbulenzen zu Wort. Gamestop habe eine Menge Aufmerksamkeit erhalten, doch er sei wegen der Kurskapriolen nicht beunruhigt und sehe die Geldpolitik dadurch nicht gefordert. «Wenn eine Gruppe von Spekulanten mit einer anderen einen Willenskampf zu einer einzelnen Aktie eingehen will – Gott segne sie», sagte Kashkari. «Wenn sie Geld damit machen, fein. Und wenn sie Geld verlieren, dann ist es ihre Sache.»