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Lufthansa fliegt im Sommer kleinen Gewinn ein

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Nov 3, 2021 ,
Ein A319 und ein A320 der Lufthansa stehen auf dem Rollfeld vor dem Terminal auf dem Flughafen Hamburg in der Sonne. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Gregor Fischer/dpa)

Die Lufthansa hat im Sommer den ersten operativen Gewinn seit Beginn der Corona-Krise eingeflogen. Der Erfolg im dritten Quartal stimmt den Vorstand um Lufthansa-Chef Carsten Spohr jetzt auch für das Gesamtjahr optimistischer.

Der vom Staat gerettete MDax-Konzern traut sich nun zu, den operativen Verlust im Vergleich zu 2020 mindestens zu halbieren, wie er in Frankfurt berichtete.

Für das Gesamtjahr 2022 plant Lufthansa einen weiteren Ausbau des Flugangebots auf rund 70 Prozent des Vorkrisenniveaus und geht operativ von einer Rückkehr in die schwarzen Zahlen aus, wenn starke Corona-Rückschläge ausbleiben. «Die Krise ist nicht vorbei, aber wir machen enorme Fortschritte, gestärkt aus der Krise hervorzugehen», sagte Spohr.

US-Markt und Frachtgeschäft

Helfen soll dabei das anhaltend starke und mit zwei weiteren Maschinen ausgeweitete Frachtgeschäft sowie der US-Markt, der am Montag (8. November) auch für geimpfte EU-Bürger wieder zugänglich wird. «Die USA macht endlich auf», sagte Spohr. Für die kommende Woche liege die Nachfrage bereits bei 81 Prozent des Vorkrisenniveaus und im kommenden Sommer sogar drüber.

Die Nachfrage der Unternehmen nach Geschäftsreisen komme stärker zurück als erwartet und ergänze die Bereitschaft von Privatreisenden, für mehr Platz auch mehr zu zahlen. Insbesondere die höherpreisigen Buchungsklassen verkauften sich besser.

Vor allem das starke Frachtgeschäft und die gestiegene Nachfrage nach Touristenflügen haben Lufthansa im dritten Quartal 2021 zu einem bereinigten Gewinn vor Steuern und Zinsen von 17 Millionen Euro geführt. Unter dem Strich stand aber auch in diesem Quartal ein Minus von 72 Millionen Euro nach 2,0 Milliarden Euro Verlust im Sommerquartal des Coronajahres 2020. Der Quartalsumsatz hat sich in der Jahresfrist nahezu verdoppelt auf 5,2 Milliarden Euro.

Am Montag hatte bereits Europas größter Billigflieger Ryanair einen Reingewinn von 225 Millionen Euro für die Sommermonate Juli bis September berichtet. Operativ waren es bei den Iren sogar 254 Millionen Euro. Spohr meinte dazu, dass er eher British Airways und Air France/KLM als Wettbewerber sehe.

Trotz des Sommerhochs bleibt Lufthansa im Gesamtjahr weit von den schwarzen Zahlen entfernt. Nach einem operativen Verlust von fast 5,5 Milliarden Euro im Corona-Jahr 2020 soll das Minus in diesem Jahr nun maximal halb so hoch ausfallen – also unter etwa 2,7 Milliarden Euro bleiben. Bisher hatte der Vorstand lediglich allgemein eine Verringerung des operativen Verlusts in Aussicht gestellt.

Höhenflug für Lufthansa Cargo

Die Frachtsparte Lufthansa Cargo profitierte von der hohen Nachfrage und den knappen Kapazitäten im weltweiten Logistik-Markt. Mit 301 Millionen Euro operativen Gewinns verdiente sie so viel wie noch nie in einem dritten Quartal und peilt bei einem starken Jahresendgeschäft für das Gesamtjahr deutlich mehr als eine Milliarde Euro an.

Zudem gelangen der Direktflugtochter Eurowings, der Wartungssparte Lufthansa Technik und der Catering-Tochter LSG Sky Chefs operative Gewinne. Die Netzwerk-Airlines des Konzerns – Lufthansa, Austrian, Swiss und Brussels – flogen erneut rote Zahlen ein, konnten ihr Minus im Jahresvergleich aber deutlich verringern.

Spohr warnte vor steigenden Gebühren und Kosten bei den verschiedenen Systempartnern wie Flughäfen und Flugsicherungen. Die Nachteile aus dem geringeren Flugaufkommen dürften nicht einfach auf die verbliebenen Flüge umgelegt werden. Dem Drehkreuz Frankfurt attestierte der Lufthansa-Chef Probleme, das nun einsetzende Wachstum zu bewältigen. Man verlagere daher zunehmend Flugzeuge nach München.

Stellenabbau geht weiter

Der Stellenabbau im Konzern ging unterdessen weiter. Ende September beschäftigte Lufthansa den Angaben zufolge noch rund 107.000 Menschen. Allein in Deutschland hätten in diesem Jahr bislang 4000 Beschäftigte das Unternehmen verlassen, mit weiteren 3000 sei man sich bereits über deren Ausscheiden einig. Nach Einschätzung des Managements hat die Lufthansa in Deutschland noch bis zu 3000 Mitarbeiter zu viel. Spohr erklärte, sie gerne mit Teilzeitmodellen an Bord halten zu wollen.

Bis Jahresende will die Lufthansa auch die letzte Milliarde aus der stillen Beteiligung des deutschen Staats zurückgezahlt haben. Dazu hatte das Unternehmen bei einer im Oktober abgeschlossenen Kapitalerhöhung 2,16 Milliarden Euro eingesammelt. Der noch bestehende Aktienanteil des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds betrug nach der Kapitalerhöhung noch 14,09 Prozent des Gesamtkapitals.