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Bayer hofft auf Wachstumsschub mit Gen- und Zelltherapien

Gen- und Zelltherapien sollen das Wachstum des Bayer-Konzerns ankurbeln. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa)
Wegfallende Patente:

Noch verdient der Bayer-Konzern mit Kassenschlagern wie dem Gerinnungshemmer Xarelto und dem Augenmedikament Eylea prächtig, doch wegen wegfallender Patente dürften die Umsätze mit diesen Mitteln in den kommenden Jahren sinken.

Ersatz muss her. Neben neuen, eher klassischen Medikamenten verspricht sich der Pharmachef des Dax-Konzerns, Stefan Oelrich, viel von der Gen- und Zelltherapie. Hier gaben die Leverkusener einiges Geld für Übernahmen aus, die das Wachstum des Unternehmens in der zweiten Hälfte der Dekade ankurbeln sollen. «Wir treiben die Transformation unseres Geschäfts voran und bauen unser vielversprechendes Entwicklungsportfolio zusammen mit unseren Partnern aus», sagte Oelrich bei einem Pharma-Medientag.

Gen- und Zelltherapien werden von vielen Pharmaunternehmen aktuell intensiv erforscht. Sie sollen gerade bei seltenen Erkrankungen Heilung bringen, statt nur Symptome zu lindern und bei weit verbreiteten Krankheiten wie etwa Herzinsuffizienz neue Therapieansätze ermöglichen.

Das schon wegen eines Listenpreises von 1,9 Millionen Euro wohl bekannteste Beispiel ist die Gentherapie Zolgensma gegen die Spinale Muskelathrophie (Muskelschwund) des Schweizer Konzerns Novartis. Bayer stärkte den Bereich ebenfalls. Unter den Partnerschaften und Deals stechen zwei hervor: Der Kauf der US-Biotechnologiefirma Bluerock Therapeutics 2019 und die Übernahme des US-Unternehmens Asklepios BioPharmaceutical (AskBio) im Herbst 2020.

Der Stammzellspezialist BlueRock ist unter anderem auf neurologische und kardiologische Krankheiten fokussiert. Ein wesentliches Programm zielt auf die Parkinson-Erkrankung, bei der Nervenzellen langsam absterben. Die Entwicklung befindet sich noch in einer frühen Phase, kommt aber voran. AskBio forscht an Therapiekandidaten für die Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen und neuromuskulären Defekten, aber auch an Mitteln gegen Stoffwechselerkrankungen.

Um in den kommenden Jahren den Gegenwind durch den Wegfall von Patenten auf Kassenschlager zu kompensieren, setzt Bayerkonzern, der 2019 mit rund 104.000 Beschäftigten 43,5 Milliarden Euro umsetzte, daneben weiter auf hohe Erlöse mit anderen neuen Medikamenten. Allein drei dieser Mittel, die sich zum Teil noch im späten Stadium der Entwicklung befinden, sollen auf Jahresumsätze von jeweils mehr als einer Milliarde Euro kommen. Sie würden damit zu «Blockbustern».

Zudem haben die Leverkusener in der Frauengesundheit nach Übernahme der Biotechfirma Kandy Therapeutics einen Medikamentenkandidaten gegen Wechseljahrbeschwerden in der Pipeline. Auch für das Geschäft mit dem Hoffnungsträger Vericiguat gegen Herzinsuffizienz ist Pharma-Chef Oelrich optimistisch – wenngleich dies für Bayer erst einmal kein Blockbuster sei, denn die Erlöse werden mit dem Entwicklungspartner geteilt, der US-amerikanischen Merck & Co.

Trotz der von Bayer reklamierten Fortschritte gibt es auch Skepsis unter Branchenkennern. Pharmaexperte Wimal Kapadia vom Analysehaus Bernstein Research etwa betonte, dass der Konzern noch Einiges tun müsse. Noch sei das Pharmageschäft gut aufgestellt, doch sorgt sich der Analyst um die Langlebigkeit des Wachstums bei Bayer. Neue Medikamente und die in der Entwicklung befindlichen Mittel hätten aus heutiger Sicht einen eher begrenzten Einfluss. Daher werde sich der Konzern weiter nach Übernahmezielen umschauen müssen.

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