Der Anteil von Frauen in Vorständen wächst einer neuen Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge nach wie vor nur langsam.
«In den 200 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland waren im Herbst des vergangenen Jahres nur 101 von 878 Vorstandsmitgliedern Frauen», heißt es in dem Bericht, den das Institut am Mittwoch in Berlin präsentierte. «Das entspricht einem Anteil von rund zwölf Prozent, nur gut ein Prozentpunkt mehr als im Jahr zuvor.»
Bei den im Aktienindex Dax notierten Unternehmen habe der Frauenanteil sogar stagniert. «Nach dem Abgang von Jennifer Morgan als Co-Vorstandsvorsitzende von SAP wird derzeit zudem kein einziges Dax-30-Unternehmen mehr von einer Frau angeführt, schreiben die Autoren. Demnach habe der Frauenanteil bei den 30 Konzernen zum Zeitpunkt der Erhebung im Herbst bei 14,6 Prozent gelegen – 0,1 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres.
Zum Dax legte am Mittwoch auch die Personalberatung Russel Reynolds Zahlen vor, die laut einem Sprecher vor wenigen Tagen erhoben wurden und damit ein aktuelleres Bild lieferten: Demnach liege der Frauenanteil in Dax-Vorständen mit inzwischen 15,3 Prozent auf einem Höchststand. Rechne man die für dieses Jahr bereits beschlossenen Neubesetzungen hinzu, betrage «der Frauenanteil im Dax 16,9 Prozent – die schnellste Steigerung der letzten zehn Jahre».
Seit dem Jahreswechsel hätten auch erstmals drei Dax-Unternehmen (Deutsche Telekom, SAP, Allianz) mehr als 30 Prozent Frauen im Vorstand. Acht Dax-Unternehmen haben der Russel-Reynolds-Untersuchung zufolge noch keine Frau im Vorstand. Die Zahl werde sich bis April auf sechs verringern, weil Bayer und Eon jetzt Frauen in ihre Vorstände beriefen.
Weiter steigern könnte den Anteil aus Sicht des DIW aber vor allem die Anfang des Jahres vom Kabinett beschlossene Frauenquote für Unternehmensvorstände. Der lange umstrittene Gesetzentwurf sieht vor, dass in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern mindestens eine Frau sitzen muss.
«Für 74 Unternehmen würde diese Regelung aktuell gelten, etwa 30 davon erfüllen sie noch nicht», schreiben die beiden DIW-Autorinnen. «Täten sie dies künftig, stiege der Anteil der Vorständinnen in den betroffenen Unternehmen von etwa 13 auf 21 Prozent.» Um wirklich eine große Wirkung zu entfalten, gelte das Gesetz aber für zu wenige Unternehmen, kritisierte vor wenigen Wochen DIW-Expertin Katharina Wrohlich in der «Rheinischen Post».