• So. Apr 28th, 2024

Kartellamt rät zu Nutzung von Spritpreis-Apps

Benzin- und Dieselpreise an einer Tankstelle. Bei Diesel ist der Abstand zwischen Rohöl- und Tankstellenpreis in den letzten Wochen deutlich gewachsen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa)

Die jüngsten Preisanstiege bei Dieselkraftstoff alarmieren Deutschlands obersten Wettbewerbshüter. «Die momentanen Preissteigerungen besonders bei Diesel sind ein weiterer Beleg dafür, dass wir uns weiter mit den Ebenen Raffinerien und Großhandel befassen müssen», sagte der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, am Donnerstag laut einer Mitteilung. Die Behörde hatte im April 2022 eine Sektoruntersuchung «Raffinerien und Kraftstoffgroßhandel» eingeleitet, die noch andauert. «Sollten wir Hinweise auf illegales Verhalten vorfinden, werden wir das konsequent verfolgen», sagte Mundt.

In einer aktuellen Einordnung der Spritpreis-Entwicklung stellt die Behörde fest, dass bei Superbenzin der Sorten E5 und E10 die aktuellen Preissteigerungen nach Abzug der Steuern weitgehend der Entwicklung des Rohölpreises folgen. «Seit Juli verzeichnen wir bei Rohöl Preissteigerungen um knapp 14 Prozent unter anderem wegen Angebotskürzungen in den Lieferländern.» Bei Diesel sei der Abstand zwischen Rohöl- und Tankstellenpreis in den vergangenen Wochen jedoch deutlich gewachsen. Mundt sprach in diesem Zusammenhang von «Auffälligkeiten».

Tankstellen nicht für Preissteigerungen verantwortlich

«Die Gründe für die Preissteigerungen bei Diesel sind eher nicht bei den Tankstellen zu suchen», sagte er. Seit dem Russland-Embargo erschließe sich Deutschland als Importland neue Lieferwege für Diesel, stehe aber in globaler Konkurrenz mit anderen Käufern. «Daraus können sich größere Preisschwankungen ergeben: Bieten andere Standorte höhere Preise, so wird vermehrt dorthin geliefert. Dazu kommen aktuell technische Probleme und Kapazitätsengpässe in hiesigen Raffinerien.» Folglich fänden die aktuellen Preissteigerungen schon auf Ebene der Raffinerien und des Imports statt. «Daraus ergibt sich aber, dass der höhere Abstand zwischen Diesel und Rohöl eher nicht den Tankstellen zugutekommt, da auch sie höhere Beschaffungskosten haben.»

Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie, der unter anderem die Markentankstellen und Raffinerien in Deutschland vertritt, nannte die Aussagen zutreffend. «Zum einen haben die Rohölpreise zugelegt, zum anderen sind zuletzt auch die Einkaufspreise der Tankstellen für Benzin und insbesondere Diesel an den maßgeblichen internationalen Produktmärkten deutlich gestiegen», erklärte ein Sprecher auf Anfrage.

Kritik auch vom ADAC

Auch der ADAC hatte sich zuletzt kritisch zu den Spritpreisen geäußert. Das Grundniveau sei deutlich überhöht, hatte der Verein am Mittwoch mitgeteilt. Vor dem Hintergrund, dass Rohöl im Wochenvergleich auf einem gleichbleibenden Niveau notiere, gebe es keine Rechtfertigungen für die aktuelle weitere Preissteigerung.

Mundt appellierte an Autofahrerinnen und Autofahrer, aktuelle Preis-Apps zu nutzen. «Vergleichen Sie Tankstellen. Belohnen Sie diejenigen, die in der jetzigen Lage noch einigermaßen günstig sind», sagte er.

Abends ist der Sprit am günstigsten

Der ADAC gab Autofahrern weitere Tipps, ihren Geldbeutel zu schonen. So sei die günstigste Zeit zum Tanken abends zwischen 20 und 22 Uhr. In den Morgenstunden sei Sprit in der Regel um einiges teurer. Wer einen Benziner fahre, könne meistens auf teureres E5 verzichten. «In der Regel vertragen alle Benziner ab Produktionsdatum November 2010 Super E10», so der ADAC. Je Liter ließen sich so im Schnitt weitere 5 bis 6 Cent sparen.

Bei den Spritpreisen gibt es auch regional deutliche Unterschiede. Laut einer ADAC-Untersuchung muss man momentan bei E10 in Sachsen am tiefsten in die Tasche greifen. Im Schnitt kostete dort der Liter am Donnerstagvormittag 1,87 Euro. Am günstigsten war es für Autofahrer in Berlin: Sie mussten im Schnitt knapp 1,83 Euro hinlegen. Diesel war in Brandenburg am teuersten (1,81 Euro), in Rheinland-Pfalz mit durchschnittlich 1,73 Euro dagegen am günstigsten.

Von Helge Toben, dpa